Interview mit „Krissi“ Reynolds

Krissi

Der Traum eines jeden Sportlers

»THC-Torhüterin Reynolds hört im Sommer auf. Das Torwartdasein hat sie genervt. Nun zieht Reynolds die Konsequenz. Der Nationalmannschaft steht sie ab sofort nicht mehr zu Verfügung.« So stand es am 24. Januar 2013 im Hamburger Abendblatt. Kristina Reynolds (30), fühlte sich nicht genug gefördert, die stinkende Torwartausrüstung nervte sie, »und die lange Weile, wenn man nichts zu tun hat. Ich will mich bewegen und nicht in dieser blöden Kiste vereinsamen«, sagt sie damals und widmete sich ihrer vollen Stelle als Assistenzärztin am UKE (Universitätsklinik Eppendorf). Zurzeit macht sie ihre Facharzt-Ausbildung zur Internistin, Spezialgebiet Leber. Und frei nach Conrad Adenauers Zitat »Was schert mich mein Geschwätz von gestern« plante Krissi Reynolds das Comeback im Polo-Club. Seit diesem Sommer steht sie bei den 1. Damen im Tor. Ziel: die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien).
Krissi, wie kommt es zu Deinem Sinneswandel? Stinkt die Torwarttasche heute nicht mehr?
Kristina Reynolds: Doch – und jetzt noch viel mehr. Sie stand ja lange in der Ecke. Aber bei mir ist die Motivation zurückgekommen, dann ist alles Andere nicht mehr so schlimm.
Wie kommt es, dass Du Dich für den Polo Club entschieden hast?
Ich habe mit Rainer Sonnenberg (Athletik-Trainer der 1. Damen des Polo Clubs und früher Athletik-Trainer des FC St. Pauli, die Red.) gesprochen und ihn gefragt, wie und wo ein Comeback in Frage kommen könnte. Er hat mir den Polo Club empfohlen und meinte, hier könne man sich am besten um mich kümmern. Es gab viele Gespräche und natürlich waren andere Vereine auch Interessiert. Aber das Gesamtpaket bei Polo hat mich überzeugt.
Aber ist ein Drittligist die richtige Olympia-Vorbereitung? Zwischen 3. Liga und Bundesliga ist ja ein Riesenunterschied.
Das stimmt. Aber zwischen Bundesliga und Nationalmannschaft ist auch ein großer Unterschied. Ich werde bei Polo auch bei den 1. Herren mittrainieren und spezielles Torwarttraining mit einem erfahrenen Akteur bekommen. So mach ich mich fit für Olympia.
Apropos: Hamburg macht sich auch fit für Olympia. Was hältst Du davon, das sich Hamburg für Olympischen Spiele 2024 oder 2028 bewerben will?
Ich muss sagen, dass ich mich bisher mit dem Thema noch nicht viel beschäftigt habe, da ich derzeit einfach zu viel um die Ohren habe. Generell ist aber natürlich der Traum eines jeden Sportlers in der eigenen Heimatstadt die Olympischen Spiele spielen zu können. Soweit wird es bei mir allerdings wohl nicht mehr kommen. Ich glaube aber, dass Hamburg für solch ein Event super geeignet wäre.
Zurück zu Dir: Wie oft wirst Du trainieren?
Ein- bis zweimal am Tag. Das muss sein. Als Torfrau muss man eigentlich genauso fit sein wie die Feldspielerinnen.
Und die Mannschaft trainiert eher ein- bis zweimal die Woche…
Das ist bei allen anderen Mannschaften in Hamburg, außer beim UHC, aber genauso. Das ist kein Problem.
Zweimal am Tag Training, wie funktioniert das zeitlich? Du bist ja noch in der Ausbildung zur Fachärztin.
Richtig. Ich habe mit meinem Arbeitgeber gesprochen. Man will mich hinsichtlich meiner Olympiapläne unterstützen. Ich werde ab Januar 2015 eine halbe Stelle annehmen.
Wie Fit bis Du? Du hast ja über ein Jahr nicht mehr gespielt – knacken die Knochen schon?
Ich habe in der Vergangenheit ein paar mal bei Klipper in der Bundesliga ausgeholfen, aber ohne dafür trainiert zu haben. Ich habe mich aber auch ohne Hockey fit gehalten. Ich bin ganz gut in Schuss. Allerdings: Im Moment ist das ziemlich hart. Die Knochen sind zum Glück geschmeidiger als gedacht und machen bisher voll mit. Allerdings ist die Doppelbelastung mit voller Stelle am UKE noch bis Ende des Jahres plus die vielen Trainingseinheiten und Trainingslager sehr anstrengend.
Wie sieht die sportliche Zukunft aus? Ein Jahr Polo und dann doch zu einem Bundesligisten?
Nein, mein Ziel ist es mit Polo in die Bundesliga aufzusteigen. Schade, dass es in dieser Saison nichts wurde mit dem Aufstieg in die 2. Liga. Und die olympischen Sommerspiele 2016 in Rio sind in meinen Planungen eine feste Größe.
Und was kommt Rio? Trainerlaufbahn oder Ärztin – oder beides?
Ich bin kein Trainertyp. Damit habe ich mich nie befasst. Klar, mal etwas TW-Training schon. Aber eine Mannschaft zu trainieren, den Punkt habe wohl verpasst. Außerdem bin ich mit meinem Job als Ärztin sehr zufrieden.