Geschichte Hamburger Polo Club e.V.

Als am 3. Januar 1898 der Hamburger Polo Club aus der Taufe gehoben wurde, wusste wohl keiner der Gründungsväter, welche Entwicklung der Club nehmen würde. Zunächst war es nur ein Zusammenschluss hanseatischer und anglophiler Gentlemen, die in England von dem auch dort relativ neuen Sport „Polo“ gehört und sich für ihn begeistert hatten; auch nach England war der eigentlich schon sehr alte Polo-Sport erst 1869 von Kolonialoffizieren aus Indien mitgebracht und 1871 das erste Turnier gespielt worden.

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Am 31. Mai 1902 wird das neu errichtete Clubhaus eingeweiht. Die Zeitungen schreiben ausführlich über die schöne Clubanlage, die Clubeinrichtung und die Räumlichkeiten des Clubhauses in den Polo-Farben Rot, Weiß und Grün. Auf dem Clubgelände gibt es 13 Ställe für die Poloponys. Am Eingang des Poloplatzes wird ein Pförtnerhäuschen für den Platzwart errichtet.

Im Sommer 1902 ist noch ein Gast häufig auf dem Poloplatz: der berühmte Maler Max Liebermann. Er ist nach Hamburg gekommen, um die „Terrasse beim Jacob in Nienstedten an der Elbe“ zu malen. Liebermann – selbst ein passionierter Reiter – sieht die Polospieler im Jenisch-Park und ist fasziniert von dem modernen wie eleganten Sport der Hamburger Oberschicht. Wie beim Thema „Tennis“ entwickelt er bei der Darstellung des Polospiels zwei verschiedene Kompositionen: Einmal dominiert das Figurenbild, ein andermal die Landschaft.

1906 findet das erste Internationale Polo-Turnier statt, die „Meisterschaft des Kontinents“, an dem vier Teams aus Madrid, Antwerpen, Paris und Hamburg teilnehmen. Madrid gewinnt das Endspiel gegen Paris 5:2, ein klarer Sieg der Spanier. In den Jahren 1906 und 1907 wird der Spielbetrieb wieder nach Bahrenfeld auf den vollständig neu planierten Poloplatz verlegt; der Platz im Jenisch-Park ist fast unbespielbar, weil er zu trocken und daher viel zu hart ist. Um die Platzfrage endgültig zu lösen, beschließt die Generalversammlung des Clubs im März 1906, dass sich ein Konsortium bildet, um einen Platz von ca. 45 Morgen am Osdorfer Weg anzupachten – das heutige Gelände des Hamburger Polo Clubs. Der Pachtvertrag wird mit Baron von Rücker-Jenisch geschlossen mit einer Laufzeit von 15 Jahren und einem jährlichen Pachtzins von 3.000,- M. Die beiden aktiven Polospieler Max Emden und Riedemann bringen allein schon jeder 15.000,- M in das Konsortium ein.

Zwei Turnierplätze werden angelegt und 1908 mit einem glanzvollen Turnier eingeweiht. In den folgenden Jahren nehmen der Hamburger Polo Club und der Polosport in Hamburg einen großen Aufschwung: Ende Juni während der Derby-Woche veranstaltet der Club alljährlich sein großes Internationales Polo-Turnier mit Mannschaften aus dem In- und Ausland. Die Zahl der Mitglieder steigt bis 1914 auf 276 an.

Während des Ersten Weltkrieges wird in Hamburg kein Polo gespielt. Nach Kriegsende 1918 sieht der Hamburger Polo Club keine Möglichkeit, Polo fortzuführen. So beschließt im April 1919 der Vorstand „keinen Beitrag zu erheben und auch keine Generalversammlung abzuhalten wegen der ungünstigen politischen Verhältnisse“. Der Club hat noch 174 Mitglieder und ist in der bisherigen Form nicht mehr lebensfähig. Anfang 1920 schließen sich der Hamburger Polo Club, der Hamburg-Wandsbeker Schleppjagd Verein und der Bahrenfelder Reiter-Verein zu einem neuen Verein zusammen: Es ist der „Norddeutsche Verein zur Zucht und Prüfung des deutschen Halbblutes“.

Die Mitglieder des aufgelösten Polo Clubs treffen sich Ende Januar 1920 zu einem Abschiedsabend im Hotel Atlantic. Hermann Reincke, der auch Vorsitzender des neu gegründeten Vereins ist, schildert in kurzen Worten die Verdienste des Polo Clubs und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass dieser Sport einmal wieder auferstehen und an die glanzvollen Tage der Vergangenheit anknüpfen werde. An dieser Feier nimmt auch ein Pferd teil, das im Pferdesport der Vorkriegszeit eine hervorragende Rolle eingenommen hat. Der Initiator des Polosports in Deutschland, H. Hasperg jr., hat es mitgebracht. Es ist „Fotografo“, allerdings ausgestopft.

Eduard F. Pulvermann, leidenschaftlicher Polospieler und Springreiter, baut 1920 auf dem heutigen Poloplatz den Parcours für das Deutsche Spring-Derby auf. Zur Geschichte des HPC gehört damit auch, dass das gefürchtete Hindernis mit Namen „Pulvermanns Grab“ sich zunächst auf unserem heutigen Gelände befand und nicht etwa auf dem Derby-Platz. Dort findet dann Jahr für Jahr das Springturnier statt. Der zweite Poloplatz liegt erst einmal brach. Nach einer kurzen Ruhepause gelingt es dem Polo Club 1921 wieder mit dem Polospiel zu beginnen und den Hamburger Polo Club als Unterabteilung des „Norddeutschen Vereins für Zucht und Prüfung des deutschen Halbblutes“ wieder lebensfähig zu machen. Es wird ab Frühjahr 1921 von April bis Oktober regelmäßig drei Mal wöchentlich gespielt.

Erst 1926 ist der Polo Club  wieder so erstarkt, dass er sich als Verein organisieren kann. Im März 1926 gibt er sich eine Satzung und lässt sich in das Vereinsregister des Hamburger Amtsgerichts erneut eintragen. Diese „zweite Gründung“ des Hamburger Polo Clubs steht unter einem guten Stern: Als eine Hamburger Mannschaft im Mai 1926 zum ersten Mal wieder an einem Turnier – sogar im Ausland in Wien – teilnimmt, gewinnt sie auf Anhieb den „Wiener Handikap-Cup“. Und dann überschlagen sich die Ereignisse fast: Dr. Max Emden – Club-Mitglied seit 1905 und aktiver Polospieler – kauft 1927 das gesamte Pologelände; der Hamburger Polo Club schließt mit Emden den 10-jährigen Pachtvertrag; der Derby-Parcours wird abgebaut und auf dem heutigen Spring-Derby-Platz aufgebaut. Es wird wieder ein zweiter Poloplatz angelegt, der – so der Jahresbericht 1928 – „im Hinblick auf die ständig wachsende Zahl unserer Spieler und auf unsere jährlichen Turniere ein unbedingtes Erfordernis war“. Max Emden stiftet dem Club ein neues Clubhaus. Im Frühjahr 1928 – zum 30. Geburtstag – ist es so weit: Das Clubhaus wird eingeweiht, und ein großes Jubiläums-Polo-Turnier mit Teams aus dem In- und Ausland findet statt.

Der Club kann nun, wie schon vor dem Ersten Weltkrieg, seine Spiele auf zwei Plätzen abhalten. Der Hamburger Polo Club ist der einzige Club auf dem Kontinent, der zwei Turnierplätze und einen Übungsplatz hat. Von den 300 Mitgliedern des Clubs sind etwa 40 aktive Polospieler.

Erst in den Jahren 1927/28 nahm das Clubleben wieder Aufschwung. Es entstand – damals vorrangig für die Damen – die Tennisabteilung, für die zunächst zwei Plätze gebaut wurden. Schon zwei Jahre später wurde eine Hockey-Abteilung ins Leben gerufen. Ebenfalls in diese Zeit fällt der Bau unseres auch heute noch genutzten Clubhauses. Diesem Aufschwung entsprechend wurde das 30-jährige Jubiläum des Clubs mit einer Festwoche vom 28. Juli bis zum 5. August 1928 gefeiert.

Von 1931 auf 1932 geht die Mitgliederzahl von 212 auf 160 zurück, die Zahl der aktiven Polospieler von 22 auf 9. Der Vorstand muss Kosten sparen: Der zweite Poloplatz wird aufgegeben, wird 1932 an die Sportvereinigung Shell verpachtet; der Übungsplatz wird auch nicht mehr benutzt. 1935 muss der Polo Club seine eigene Satzung aufgeben, die Nationalsozialisten übernehmen auch bei uns die Macht, was dazu führt, dass der bisherige Eigentümer Dr. Max Emden aufgrund seiner jüdischen Herkunft das ganze Gelände an die Stadt Altona verkaufen muss, von der es später die Stadt Hamburg übernimmt.  Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges werden über 30 Mitglieder eingezogen und an die Front  geschickt. Der geregelte Spielbetrieb bei Tennis und Hockey kommt fast zum Erliegen. Alle Ponys und Pferde müssen der Wehrmacht abgeliefert werden. Fast 20 Jahre wird fortan in Klein Flottbek kein Polo mehr gespielt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen zwar mit der Beschlagnahme des Clubgeländes alle Aktivitäten zum Erliegen, der Kontakt zwischen den Mitgliedern bestand aber weiter. Als ab Ende 1954 deutlich wurde, dass eine Rückgabe des Geländes zu erwarten war, wurde die „alten“ Mitglieder, insbesondere Herr Rolf Breuer, tätig und erreichten nach langen Verhandlungen mit der Stadt und den englischen Behörden im April 1955 zunächst die Rückgabe der – wie es in einem Rundschreiben heißt – „völlig unbrauchbar gewordene Tennisplätze“; der Poloplatz und das Clubhaus blieben weiter in englischer Hand. Es ist besonders Robert Miles Reincke, der den Geist und die Idee für den Polosport immer wieder zu neuem Leben erweckt. Im Dezember 1955 fand eine Generalversammlung statt, in der über die Wiederherstellung der Tennisplätze berichtet wurde, deren Einweihung dann am 10. Juni 1956 feierlich vorgenommen wurde. Dieses Datum entspricht der Wiederbelebung des Clubs nach dem Zweiten Weltkrieg.

Es gelang in recht kurzer Zeit, die Hockeyabteilung zu reaktivieren, und auch für Polo gab es zumindest Interessenten in so großer Zahl, dass der Stadt ein Bedarf für die Rückgabe der Polowiese nachgewiesen werden konnte; wegen des Neuabschlusses eines Pachtvertrages wurde engagiert verhandelt.

Als Kuriosum sei erwähnt, dass ein uns immer noch benachbarter Club hierbei die meisten Schwierigkeiten gemacht hat, indem gegenüber den Engländern und der Stadt behauptet wurde, das Gelände an der Jenischstraße habe schon immer zu jenem Club gehört.

1960 war es dann endlich so weit, dass das inzwischen renovierte Clubhaus mit der gesamten Anlage wieder zur Verfügung stand, und prompt gab es so viele Interessenten, dass der Vorstand schon damals eine Aufnahmesperre verhängen musste; eine für Bewerber traurige, aber für den Club noch heute erforderliche Maßnahme, um den familiären Charakter zu erhalten. An Zulauf hat es dem Club jedenfalls nie gefehlt, und so wuchs die Zahl der Mitglieder bis zum 75-jährigen Jubiläum im Jahre 1973 auf 800 Personen.

Der Club verfügt auf gepachtetem Gelände über einen Polo-Platz, sieben Tennisplätze und einen Kunstrasenplatz. Für den Winterbetrieb sind eine neue Tennishalle und eine neue Hockeyhalle vorhanden. Unsere Jugendlichen werden im Tennis und Hockey von fünf vollamtlichen und einer Vielzahl von ehrenamtlichen Trainern betreut. Unser Clubhaus ist betagt, aber gut in Schuss und gemütlich. Unsere Gastronomie ist in besten Händen. Dies alles gibt ein gerundetes Bild, mit dem man zufrieden sein kann.

Diese Beschreibung des aktuellen Zustandes unseres Clubs kann ihm aber nicht Genüge tun, da einer der wichtigsten Aspekte statistisch nicht zu erfassen ist, nämlich der „Geist“, der in unserem Club herrscht.

Dieser schwer zu beschreibende, aus meiner Sicht aber durchaus vorhandene “Geist” unseres Clubs erscheint mir wichtiger als die Anzahl der Tennis- oder Hockeyplätze. Was macht nun eigentlich den Geist eines Clubs aus? Die Antwort kann nur lauten:

Die Mitglieder, die Art, wie sie miteinander umgehen und die Einstellung, die sie zu IHREM Club haben.

Betrachtet man unseren Club unter diesem Gesichtspunkt, dann ergeben sich vielfältige Mosaiksteinchen, aus denen sich das Bild des “HPC HEUTE” formt: Schon von Gründungszeiten an wurde konsequent das Ziel verfolgt, ein Familienclub zu sein – zu unseren heutigen Mitgliedern gehören Enkel und Ur-Enkel unserer Gründer. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn drei Generationen einer Familie nahezu gleichzeitig auf dem Gelände ihrem Sport nachgehen oder auch nur zuschauen. Es liegt damit im Interesse eines jeden, den Club nicht nur für sich, sondern auch für die nächste Generation zu erhalten.

Häufig sind Freunde veranlasst worden, in den Club einzutreten. Dies führt dazu, dass viele Mitglieder befreundet sind oder sich zumindest als Freunde von Freunden kennen, man ist einander also selten fremd, man weiß, wer wessen Kinder sind, es besteht eine lockere und wohlwollende Aufsicht, die es ermöglicht, dass die Kinder auf dem Gelände des HPC gut aufgehoben sind und dieses auch wissen.

Wenn in einer solchen Atmosphäre Sport miteinander (und nicht gegeneinander) betrieben wird, wird auch eine Clubanlage nicht nur als neutraler Sportplatz benutzt, sondern stellt einen Ort dar, an dem man zu Hause ist und den man bewahren will. Wir meinen, dass unsere Mitglieder dies auch so sehen und dass dies ihre Einstellung zu unserem Club und damit den Club selbst prägt.

Wenn es uns gelingt, diesen Geist unseres Clubs zu bewahren und weiter zu geben, brauchen wir uns um die Zukunft unseres Clubs keine Sorgen zu machen, der HPC HEUTE kann auch in der Zukunft bestehen, im Zweifel bietet unsere Historie, die hier nur verkürzt dargestellt wurde, hinreichend Anleitungen, wie Probleme eines Clubs gelöst werden können, wenn die Mitglieder ein gemeinsames Ziel verfolgen.